Noch ein Rückblick auf die bisherige Entwicklung des Kraftwerks Würgassen auf der Grundlage eines Artikels der Nachrichtenagentur Reuters aus dem Jahr 2012.
Dort heißt es eingangs: „Das Beispiel Würgassen macht deutlich: Der Abriss der AKW [aller AKWs] verschlingt Milliardensummen und ist eine Generationenaufgabe.“ Dies resümiert der Journalist, vermutlich Tom Kaeckenhoff, von dem dieser Reuters-Artikel stammt. Er konnte im Juni 2012 das Kraftwerk besuchen und hat sich ausgiebig mit einem Mitarbeiter des Kraftwerksbetreibers, Peter Klimmek, unterhalten, der seit den 1970er Jahren für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit dort tätig war.
Nach der Abschaltung des AKWs 1994 gab es offenbar 2 Alternativen für den Rückbau, den direkten Weg der Demontage über einen Zeitraum von geschätzten 20 Jahren und der Alternative, alles für mindestens eine Generation ruhen zu lassen, abzusichern (wie bspw. Tschernobyl ?) und erst danach ans Werk zu gehen, mit mehr Wissen und Erfahrung. Das wäre dann erfolgt nach dem sogenannten Verfahren „Abriss nach sicherem Einschluss”. Wäre diese Alternative gewählt worden, hätten wir wohl nicht die heutigen Probleme, das geplante LoK betreffend. Es gab offenbar gute Gründe, sich für den direkten Rückbau zu entscheiden.
Zu den Kosten des Rückbaus von AKWs gibt es einige Details in dem Artikel „BAU FÜR 400 MILLIONEN DM - ABRISS KOSTET 700 MILLIONEN EURO ... Der Bau des 1971 in Betrieb genommenen Kernkraftwerks [Würgassen] hat 400 Millionen DM verschlungen. Der Abriss wird deutlich teurer. 700 Millionen Euro kalkuliert E.ON dafür ein. Dabei ist Würgassen mit einer Leistung von gut 600 Megawatt noch ein AKW überschaubarer Größe. ...... “Pro Standort kalkuliert E.ON für den Rückbau und die Entsorgung im Durchschnitt Kosten von 1,1 Milliarden Euro ein ......... Die vier Atomkonzerne in Deutschland - neben E.ON und RWE sind dies EnBW und Vattenfall - haben insgesamt über 30 Milliarden Euro für den Abriss der Meiler und die Entsorgung zurückgestellt.“
Für viele kleinere und größere Firmen sei der Rückbau von Kraftwerken ein gutes Geschäft. Es sei daher kein Wunder, „dass es bei RWE angesichts der reihenweisen Stilllegung von AKW wieder Überlegungen gibt, mit der Verschrottung der Meiler Geld zu verdienen.“
Interessant sind in dem Reuters-Artikel von 2013 auch die Einblicke in die Arbeitsweise des Rückbaus, die Informationen, welche Sicherheitschecks für die Arbeiter bestanden etc.
Ansatzpunkte für die Frage, wie es mit der Akzeptanz und dem Rückhalt in der Bevölkerung vor Ort aussieht - FÜR oder GEGEN atomare Projekte - gibt es ebenfalls in diesem Text, Zitat:
“Für viele Mitarbeiter war das [die Abschaltung von Würgassen] ein Schock”, berichtet Klimmek. Auch für den Ort. In dem laut Chronisten bereits im Jahr 944 urkundlich erwähnten Dorf mit seinen schmucken Häusern, gepflegten Gärten und sauberen Bürgersteigen leben auch heute kaum mehr als 1000 Menschen. Der Rückhalt in der Bevölkerung für das Kernkraftwerk sei immer groß gewesen. Mit rund 500 Beschäftigten gehörte das AKW zu den größten Arbeitgebern in der Region. Selbst in der “Zeit der Glaubenskriege der 70er und 80er Jahre”, wie Klimmek die Proteste der Atomkraftgegner in Brokdorf, Biblis oder Gorleben nennt, sei es in Würgassen meist ruhig geblieben. Stattdessen habe es viel Zuspruch gegeben.“
🚩 und wie schaut es in dieser Hinsicht heute aus ???
Der Artikel aus 2012 endet ebenfalls mit dem Ziel Grüne Wiese. Zitat: „Ende 2013 geht Peter Klimmek in den Ruhestand. Sein ganzes Berufsleben hat er dann in dem Atomkraftwerk verbracht. Nur wenige Monate später soll auf dem Gelände bis auf zwei Zwischenlager der letzte Stein des AKW abgetragen werden und eine Wiese blühen. “Dann schließt sich der Kreis”, sagt Klimmek.“
🚩 Aus der Traum. Es sieht so aus, dass daraus nichts wird. Die Planung der Grünen Wiese wird heute in das Gegenteil verkehrt. Schafft das Vertrauen, dass die neuen Planungen, Daten und Ziele eingehalten werden ?
Die Serie von Lügen* oder Unwahrheiten der Atomindustrie und ihrer Befürworter findet wohl auch in dem Bereich der Stilllegung und des Rückbaus von Kraftwerken eine Fortsetzung. Von Interesse wird es sein, wie sich das heute und morgen im Bereich der Zwischen- und Endlagerung von atomaren Rückständen und Müll verhält.
[* Der Fairness halber sollte konkret unter Lügen verstanden werden, dass etwas aktuell wider besseres Wissen verbreitet wird. Zugegebenermaßen können sich Sachverhalte ändern, Ziele und Pläne, so daß sich erst im Nachhinein ein Tatbestand ändert und dann ggf. sich sogar das Gegenteil als neues Planziel erweist. Neutraler formuliert könnte man das als revidierende Entwicklung bezeichnen, die Rücknahme von Positionen]
Der komplette Text des Artikels aus 2012 im Web unter
Dort u.a. das Video aus 2009 https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/...anorama308.html ein historisches Zeitdokument, noch immer im Web 👍🏼 Auch da haben sich in der Medienberichterstattung die Zeiten massiv geändert. Lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.